
Eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen aus dem Jahr 2021 zeigt das Ausmaß deutlich: Rund 92 Prozent der befragten Frauen wurden in nur drei Monaten im öffentlichen Raum aufgrund ihres Aussehens bewertet, über 80 Prozent angestarrt und fast 64 Prozent hörten anzügliche Bemerkungen. Die Folgen sind gravierend – mehr als 40 Prozent der Betroffenen meiden bestimmte Orte oder Wege, etwa 60 Prozent fühlen sich im Alltag unsicherer.
Nachrufen, Pfeifen, obszöne Gesten oder auch das Nachlaufen fühlen sich für die Betroffenen wie ein Spießrutenlauf an – es ist mehr als verständlich, dass das Sicherheitsgefühl nach solchen Erfahrungen beeinträchtigt ist. Mit echtem Interesse, Wertschätzung oder Respekt hat ein derartiges Verhalten nichts zu tun. Es ist keine Neckerei, sondern eine Form von Machtausübung.
Tanja Wulff-Bruhn, Polizeipräsidentin
Die Polizeipräsidentin betont, wie belastend verbale Übergriffe für Betroffene seien und ruft dazu auf, solche Vorfälle zu melden – auch wenn eine strafrechtliche Ahndung derzeit noch schwierig ist. Jede Meldung könne ein wichtiges Signal setzen und Täter zu einer Verhaltensänderung bewegen.
Authentische Erfahrungen als Kampagnenbasis
Die auf den Postkarten abgedruckten Zitate stammen aus einem Social-Media-Aufruf von Polizeikommunikatorin Lena. Die Resonanz war enorm – von kurzen Kommentaren bis hin zu ausführlichen Leidensgeschichten. Für die Polizeidirektion zeigt das einmal mehr, wie weit verbreitet sexualisierte Belästigung ist und wie wichtig es bleibt, dieses Thema sichtbar zu machen.
Weitere Infos zur Kampagne der Polizeidirektion Göttingen gegen sexualisierte Gewalt
Ulf Engelmayer
