Fünf Jahre später: Balkanroute bleibt Ausnahmeerscheinung

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Forschungsbericht rekonstruiert Fluchtbewegung von 2015 anhand von 500 Interviews

(pug) Ein neuer Forschungsbericht des EU-Projekts RESPOND unter der Leitung der Universität Göttingen dokumentiert auf einzigartige Weise die Erfahrungen von Geflüchteten, die diese mit den Grenzen Europas machen. Die Entwicklungen der Sommermonate 2015, als nahezu eine Million Menschen es schafften, auf der sogenannten Balkanroute nach Nordeuropa zu fliehen, wurden in der europäischen Öffentlichkeit und Politik schnell als „europäische Flüchtlingskrise“ bezeichnet. Bis heute hat sich die europäische Asyl- und Migrationspolitik nicht wieder konsolidiert.

In der öffentlichen Diskussion werden die Erfahrungen der Flüchtenden selbst nur selten gehört. Der Bericht Border Experiences and Practices of Refugees“ (Grenzen: Erfahrungen und Praktiken von Geflüchteten) des EU-Forschungsprojekts „Multilevel Governance of Mass Migration in Europe and beyond (RESPOND)“ basiert auf 507 Interviews mit Geflüchteten aus verschiedenen Herkunftsregionen. Er beschreibt anschaulich die Risiken, die verschiedenen Formen von Gewalt, Entbehrungen und Leid, mit denen die Geflüchteten in Folge der vorherrschenden europäischen Migrations- und Grenzpolitik zwischen 2013 und 2018 auf ihrem Weg nach Europa konfrontiert waren.

„Der Bericht zeigt sehr klar, dass es eine direkte Korrelation zwischen dem Ausmaß an lebensbedrohlichen Risiken und Menschenrechtsverstößen an den Grenzen sowie den Migrations- und Grenzpolitiken der EU gibt“, erklärt Studienleiterin Prof. Dr. Sabine Hess von der Universität Göttingen. „Wir sehen, dass die seit 2015 forciert eingeschlagene Politik der EU und ihrer Mitgliedsländer, die Grenzen gegenüber Fluchtmigrantinnen und Fluchtmigranten dicht zu machen, mit dem Leben der Flüchtenden spielt. Mehr noch, sie widerspricht den Schutzgeboten, wie sie die internationale Flüchtlingskonvention oder die europäische Menschenrechtscharta vorsehen.“

 

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