Niedersächsisches Handwerk erholte sich im dritten Quartal 2020

Wirtschaft

„Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich die wirtschaftliche Entwicklung im Handwerk leicht rückläufig, kann aber nach wie vor insgesamt als robust eingestuft werden“, stellt Dr. Hildegard Sander, Hauptgeschäftsführerin der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen, mit Blick auf den Quartalsbericht fest. Trotz der unsicheren Zeiten hielten mit 88 Prozent die große Mehrheit der Betriebe an ihren Mitarbeiter*innen fest – 21 Prozent der Betriebe meldeten darunter sogar, dass der Personalbestand im dritten Quartal wieder ausgeweitet wurde. 12 Prozent allerdings konnten einen Beschäftigtenrückgang nicht vermeiden. Die Anzahl der Betriebe mit offenen Stellen nahm im Vergleich zum Vorjahresquartal insgesamt um 4 Prozentpunkte auf 37 Prozent ab. Die Zahl der offenen Stellen zeigt deutlich, dass der Fachkräftebedarf trotz der Wirtschaftsentwicklung insgesamt nach wie vor hoch ist.

„Die Handwerksbetriebe in Niedersachsen hatten sich im dritten Quartal von den coronabedingten Beschränkungen bereits etwas erholen können“, betont die Handwerksvertreterin. „Jetzt nehmen die Unsicherheiten in den Betrieben aber wieder spürbar zu!“ Branchenbezogen zeigten sich folgende Entwicklungen:

  • Der deutlichste Rückgang um 33 Punkte auf das Niveau von 101 Indexpunkten (Vorjahresquartal 134) wird von den Betrieben der personenbezogenen Dienstleistungen im Herbst dieses Jahres gemeldet. In dieser Gruppe sind die Friseurbetriebe sowie Kosmetikstudios aus Niedersachsen stark vertreten. Bei den Kosmetikstudios zeigte sich eine große Enttäuschung über die erneuten Öffnungseinschränkungen im zweiten Lockdown. Auch sie hatten besondere Anstrengungen unternommen, um die Hygiene- und Abstandsregelungen einzuhalten.
  • Eine spürbare Erholung hatte sich im dritten Quartal bei den Gesundheitshandwerken gezeigt, welche sich wieder auf einem guten Niveau von 129 Indexpunkten (Vorjahresquartal 140) hocharbeiten konnten. Für die Augenoptiker*innen, Hörgerätekustiker*innen und Zahntechniker*innen zeigte sich eine zunehmende Stabilisierung, da sich auch in den Arztpraxen die Lage zunehmend normalisierte.
  • Das Kfz-Handwerk und die Lebensmittelhandwerke weisen im Vergleich zum Vorjahr mit jeweils 15 Indexpunkten ähnliche Abkühlungstendenzen auf. Während im Kfz-Markt die Unsicherheiten am Arbeitsmarkt sich im Kaufverhalten niederschlagen, kämpfen vor allem die Bäckereien und Fleischereien in den Ballungszentren mit rückläufigen Kundenfrequenzen.
  • Wenig Veränderungen zeigen sich bis dato in den Bau- und Ausbaugewerken. Mit einem Rückgang des Geschäftsklimaindex von 7 und 5 Indexpunkten zeigt sich zwar auch eine spürbare Abkühlung, allerdings fällt sie gegenüber den anderen Handwerksgruppen moderat aus. Vielfach berichteten die Betriebe, dass im Zuge des Verzichtes auf Reisen auch verstärkt Modernisierungsarbeiten an den eigenen Immobilien in Auftrag gegeben wurden. Allerdings zeigt der Geschäftsklimaindex, dass auch diese Gewerke sich der schwierigen Wirtschaftsentwicklung nicht vollständig entziehen konnten.

In den kommenden Monaten wird es notwendig sein, den Blick sowohl auf einzelne Handwerksbranchen und Betriebsgrößenklassen zu halten und gezielte Unterstützungsmaßnahmen anzubieten.

Der Bund und das Land Niedersachsen haben bereits mehrere Richtlinien zur Förderung betroffener Betriebe und zur Sicherung der Nachfrage aufgelegt. „Wir raten daher den Handwerksbetrieben in Niedersachsen, Kontakt zu den Beraterinnen und Beratern der Handwerkskammern aufzunehmen“, ergänzt Sander. Im Gespräch kann geprüft werden, ob und welches Förderinstrument für den Betrieb geeignet ist.

Der komplette Bericht kann unter folgendem Link abgerufen werden: Konjunkturbericht

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