Precycling – über Müll nachdenken, bevor er entsteht

Natur & Umwelt-Wirtschaft

Der Clausthaler Juniorprofessor Thomas Niemand und Professorin Katharina Klug (Fresenius Hochschule) haben eine Skala entwickelt, die die Einstellung von Personen zur Müllvermeidung valide erfasst.

Weg von der Wegwerfgesellschaft, hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft: Diesen Ansatz der Circular Economy hat die TU Clausthal in Zeiten des Klimawandels zu ihrem Leitthema gemacht. Es zielt darauf ab, Müll aus Verpackungsmaterialien im Vorhinein zu vermeiden, beispielsweise durch den Kauf von verpackungsfreien Produkten oder dem Nutzen eigener Gefäße und Behälter.

Professorin Katharina Klug forscht zu Precycling als post-modernem Konsum- und Lebensstil im Kontext von „Zero-Waste“ und Circular Economy. Dabei arbeitet sie wissenschaftlich mit Thomas Niemand, Juniorprofessor für Marktforschung an der TU Clausthal (Institut für Wirtschaftswissenschaft), zusammen. Im Rahmen der fortlaufenden Kooperation beider entstand auch der vorliegende Beitrag „The Lifestyle of Sustainability: Testing a Behavioral Measure of Precycling“ (Der Lebensstil der Nachhaltigkeit: Testen eines verhaltensbasierten Messinstruments für Precycling). Darin wird eine Möglichkeit zur Erfassung der Precycling-Tendenz vorgestellt, mit der Unternehmen oder auch einzelne Personen unkompliziert und praktikabel erfassen können, wie stark Konsumentinnen und Konsumenten Precycling anwenden. 

Die Gesellschaft hat ein massives Müllproblem

Unsere Gesellschaft habe ein massives Müllproblem, sage die beiden Forschenden, auch mit Blick auf die Plastikmengen in den Ozeanen. Nahrungsmittelabfälle und ausrangierte oder defekte Produkte sowie Verpackungsmaterialien werden sich bis zum Jahr 2025 auf mehr als sechs Millionen Tonnen pro Tag belaufen. Fresenius Hochschule

Während Regierungen auf nationaler und internationaler Ebene im Top-down-Prinzip Verordnungen zur Reduktion von Plastik erlassen, entwickeln sich auf Verbraucherebene post-moderne Konsumstile, die einen verantwortungsvollen und langfristig orientierten Umgang mit Gütern zeigen. Unter diesen Konsumstilen tritt das sogenannte Precycling in den Vordergrund, das eine konsequente Müllvermeidung propagiert. Precycler treffen ihre Konsumentscheidungen danach, inwieweit dadurch Abfall anfällt: Sie denken über (Verpackungs-)Müll nach, bevor er entsteht. Precycler favorisieren unverpackte Produkte oder verweigern den Kauf extensiv verpackter Güter. Beispielsweise erledigen sie ihren Lebensmitteleinkauf bevorzugt in Unverpacktläden, Hofläden oder auf Wochenmärkten. Zum Verpacken der Produkte bringen sie eigene Gefäße und Behälter mit. Auf diese Weise tragen Precycler zur Zielsetzung der Müllvermeidung bei, die im Konzept der Circular Economy zunehmend Gehör findet. Sie stehen für Begriffe wie Umweltorientierung, Achtsamkeit, Verantwortungsbewusstsein und Konsumverzicht.

Weitere Informationen: www.twenty.blue/insights/b_263-precycling

—————————————————————————————————————–Auch im Landkreis Goslar gibt es Unverpacktläden, in denen Müll gar nicht erst entsteht. Diejenigen, die dort einkaufen, bringen eigene Gefäße und Behälter mit, um die Produkte zu transportieren. Fotos (siehe auch Bild unten): Nadine Kaiser