Als Göttingen Traumfabrik war

Kultur

Göttingen feiert 75 Jahre Filmstadt Göttingen. Das die produktive Zeit des Göttinger Filmstudios von den end-40er Jahren bis zum Beginn der 60er Jahre noch vielen Göttinger:innen ein fester Begriff ist, zeigte die sehr gut besuchte Veranstaltung in der Weinhandlung Bremer, anläßlich der Buchpräsentation des Bildbands von Michael Petzel zur Filmstadt Göttingen. Der renommierte Göttinger Buchverlag Vandenhoeck & Ruprecht hat diesen Prachtband herausgegeben.


Die „Filmatelier Göttingen GmbH“ wurde am 21.August 1948 von den beiden Filmenthusiasten Rolf Thiele und Hans Abich gegründet, die durch Zufall in Göttingen strandeten. Die Halle eines alten Wehrmachtsflughafen wurde zu einem zeitgemäßen Atelier umgebaut. Erstes technisches Gerät kam aus Berlin. Schnell entwickelte sich das Studio, zahlreiche Nachkriegsproduktionen wurden hier produziert. Darunter Kassenerfolge wie „Hunde wollt ihr ewig leben“ und „Nacht fiel über Gotenhafen“, Heinz-Erhardt-Komödien („Natürlich die Autofahrer“), Melodramen („Die Barrings“), zeitkritische Werke („Rosen für den Staatsanwalt“) und künstlerisch anspruchsvolle Arbeiten („Es kommt ein Tag“, „Geliebtes Lebens“). Fast die gesamten damaligen Schauspielergrößen arbeiteten am Drehort Göttingen. Ende 1961 ging diese Hochzeit des deutschen Nachkriegskinos in Göttingen zu Ende. Die großen Deutschen Metropolen wie Berlin und München entwickelten sich zu den neuen Zentren der deutschen Filmproduktion.

Filme gegen das Vergessen? Nur wenige wollten damals die Verlängerung der eigenen Realität im Kino sehen. Das Kino war die Beruhigungsanstalt der Nation.

Michael Petzel

Im Bildband von Michael Petzel „Filmstadt Göttingen – Ein Kapitel deutscher Filmgeschichte“ lebt diese Zeit noch einmal auf. In opulenten Bildern werden alle in Göttingen gedrehten Filme vorgestellt, Set Bilder und Studiofotos ergänzen den Band. Auch das Göttinger Filmatelier – die Halle ist jetzt im Besitz der Sartorius AG – wird ausführlich vorgestellt. Der überwiegende Teil der Aufnahmen sind schwarzweiß Fotos, der Zeit entsprechend, aber in hervorragender Qualität. Das Buch ist nicht nur ein Bildband. Kapitel über Kultfilme aus dieser Zeit, sogenannte Problem- und Kriegsfilme, sowie über den Filmatelier Chef Hans Abich geben einen guten Einblick über die Zeit. In seiner Rede anläßlich der Buchpräsentation ordnete der Autor Michael Petzel diese Zeit ein:

Michael Petzel
Filmstadt Göttingen Ein Kapitel deutscher Filmgeschichte
287 Seiten, inkl. ca. 280, teils farb. Abb., gebunden 39,00 €
Vandenhoeck & Ruprecht, ISBN: 978-3-525-30233-0

Fotos: ©Radio Leinewelle (je)