Klimawende von unten: Wie Bürger:innen die Stadt bis 2030 klimaneutral machen wollen

Natur & Umwelt

Dass die Klimakrise immer weiter voranschreitet, kann nicht mehr geleugnet werden. Ob Abschmelzen der Polkappen, Waldbrände, Sturmfluten oder Trockenheit – die Folgen des Wandels sind überall auf der Welt zu sehen und zu spüren. Die neu gegründete Initiative GöttingenZero will das Problem aktiv angehen – denn Tatenlosigkeit ist für sie keine Option. Die Initiator:innen von GöttingenZero folgen der Idee der bundesweiten Initiative GermanZero, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Deutschland bis 2035 klimaneutral zu machen. Dazu wird auf der einen Seite in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler:innen und Jurist:innen ein detaillierter Vorschlag für ein „1,5°-Gesetz“ erarbeitet. Dieses strebt Klimaneutralität in Deutschland bis zum Jahre 2035 an. Auf der anderen Seite soll über kommunale Klimaentscheide der Druck aus der Bevölkerung erhöht werden: Kommunen mit dienstleistungsorientierter Wirtschaft – wie Göttingen – sollen bereits bis 2030 klimaneutral werden, damit solche mit großen Industrien etwas mehr Zeit haben.

Die Stadt Göttingen hat 2014 das Ziel „Klimaneutralität bis 2050“ festgesetzt. Derzeit wird an dem „Klimaplan Göttingen 2030“ gearbeitet. Dieser soll Maßnahmen bis 2030 aufzeigen, um das Zieljahr 2050 zu erreichen. „Damit würden aber die Treibhausgas-Emissionen in Göttingen bei Weitem die Menge überschreiten, die im Rahmen des für Deutschland geltenden Budgets noch zur Verfügung steht, um die globale Erwärmung wenigstens noch mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% auf 1,5° zu begrenzen“ erklärt Dr. Manfred Schüssler, Physiker und Mitglied der Initiative. Deshalb fordert GöttingenZero, dass das Klimaziel der Stadt auf 2030 verschärft wird, wie es auch schon andere Städte wie beispielsweise Heidelberg, Kassel, Marburg, Münster und Tübingen beschlossen haben.

Um ein Umdenken in der Klimapolitik auch in Göttingen zu bewirken, hat GöttingenZero im November gemeinsam mit einer Vielzahl von Kultur-, Menschenrechts-, Klima- und Umweltgruppen einen Antrag an den Stadtrat ausgearbeitet. Dieser soll im Februar als interfraktioneller Antrag im Rat gestellt werden. Damit der Antrag eine Mehrheit erhält, führt die Initiative Gespräche mit den Stadtratsmitgliedern, in denen sie für das Thema Klimakrise sensibilisiert werden und für den Antrag geworben wird. Um die Dringlichkeit zu unterstreichen und den Druck aus der Bevölkerung zu erhöhen, hat GöttingenZero heute in einem Brief an den Oberbürgermeister ein Bürgerbegehren eingeleitet. Falls der Antrag vom Rat im Februar nicht angenommen werden sollte, soll der notwendige Umschwung auf diesem Wege erreicht werden. Das Sammeln von Unterschriften wird Mitte Dezember beginnen. Wie jede:r Bürger:in seine:ihre Unterstützung in Form einer Unterschrift ausdrücken kann, ist auf der Website (goettingen-klimaneutral.de) nachzulesen.

Die Idee, auch in Göttingen im Sinne von GermanZero einen Klimaentscheid zu starten, keimte diesen Sommer in einer studentischen WG: „Wir wollen etwas gegen das Ohnmachtsgefühl angesichts der Klimakrise machen“, erzählt Luise Przibilla, Studentin und Mitbegründerin der Initiative. „Inzwischen sind wir ein Team von etwa 20 aktiven Schüler:innen, Student:innen, Berufstätigen und Rentner:innen“, so Przibilla weiter. Engagierte Mithelfer:innen für das Sammeln der Unterschriften sind jederzeit herzlich im Team willkommen und können sich unter goettingenzero@posteo.de melden.

Bild von Dominic Wunderlich auf Pixabay

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