Rund 80 Teilnehmende diskutieren in einer neuen Veranstaltungsreihe der TU Clausthal über die Verantwortung der Wissenschaft.

Universität

„Nie war die Wissenschaft, nie war die Diskussion über Forschung in unserem Lebensalltag präsenter als in den vergangenen acht Monaten.“ Mit diesem Gedanken in Zeiten von Covid-19 eröffnete TU-Präsident Professor Joachim Schachtner die digitale Veranstaltung „Forum Clausthal – Wissenschaft mit Verantwortung“. Der Einfluss der Wissenschaft auf Gesellschaft und Politik sei richtig, tue gut und müsse auch bei anderen Themen noch sichtbarer werden, etwa auf dem weiten Feld von Nachhaltigkeit, Rohstoffversorgung und Klimaschutz. Hier stehe die Weltgemeinschaft vor einer ihrer größten Herausforderungen, so der Präsident weiter: „Wie lässt sich bei wachsender Bevölkerung und fortschreitendem Klimawandel eine nachhaltige Ressourcenversorgung der globalen Gesellschaft sichern und zugleich die Klimakrise stoppen?“ An diesem Punkt bringt sich die TU Clausthal ein. „Wir übernehmen Verantwortung für die Zukunft, für Klimaschutz und für Nachhaltigkeit, indem wir die Circular Economy, die ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft, zu unserem Leitthema in Forschung, Lehre und Transfer gemacht haben“, sagte Professor Schachtner. Die Circular Economy umfasst dabei neben der klassischen Kreislaufwirtschaft die erneuerbaren Energien und die digitale Transformation des Gesamtsystems.

Gesellschaftliche Akzeptanz sei für Wissenschaft extrem wichtig

Erste Ansätze stärker in Richtung nachhaltiger Entwicklung und verantwortbarem Umgang mit Ressourcen zu denken, gehen an der TU Clausthal drei Jahrzehnte zurück. Damals habe Professor Michael Jischa, heute Ehrenpräsident der Deutschen Gesellschaft Club of Rome, die Vorlesung „Herausforderung Zukunft“ gehalten, erläuterte Frau Professor Heike Schenk-Mathes, Vizepräsidentin für Gleichstellung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. 1994 sei dann die Arbeitsgruppe „Forum Clausthal“ eingerichtet worden mit dem Ziel, interdisziplinär den Diskurs zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft voranzutreiben.

An dieses Dialogformat knüpft das aktuelle Forum Clausthal an. Auf zwei Impulsvorträge folgte eine lebendige Diskussion mit den 80 Teilnehmenden, die sich aus Universität und Region zugeschaltet hatten. Den ersten Impuls gab Professor Christian Berg: „Die Gesellschaft braucht eine Wissenschaft, die sich ihrer Möglichkeiten und Grenzen bewusst ist und dieses Wissen in die gesellschaftlichen Diskurse einbringt.“ Auch für die Entwicklung und den Umgang mit Technologien sei dies wichtig. „Denn nicht alles, was machbar ist, wird auch umgesetzt“, sagte Berg und nannte als Beispiel den Transrapid. Gesellschaftliche Akzeptanz sei extrem wichtig. Deshalb brachte der Nachhaltigkeitsforscher den Begriff der „transformativen Wissenschaft“ in die Runde, einer Wissenschaft, die sich stärker an gesellschaftlichen Problemen orientiert.

Nächste Veranstaltung mit Wissenschaftsminister Thümler

Den zweiten Impuls setzte Professor Daniel Goldmann. Der Recyclingexperte vertiefte das Thema Circular Economy und übertrug den Kreislaufgedanken auf die gesamte Gesellschaft (Circular Society). Angesichts der wachsenden Weltbevölkerung mit steigendem Verbrauch an Rohstoffen, Energie, Wasser und Flächen sowie einer zunehmenden „Vermüllung“ könne die Antwort nur lauten: Circular Economy, der wissensbasierte, technologisch-ökonomisch-ökologisch getriebene Umbau der Gesellschaft. Auf dem Weg dahin müsse jetzt gehandelt werden. Ein erster Schritt zu einer nachhaltigen Gesellschaft bzw. Industriegesellschaft könne das Einrichten von Modellregionen und auch Reallaboren sein. Als Beispiel nannte er die Recycling-Region Harz.

Universitätspräsident Schachtner zeigte sich in seinem Fazit zum neuen Forum beeindruckt: „Toller Auftakt, klasse Fragen, spannende Diskussionen, alles hat sehr gut geklappt. Vielen Dank an alle Teilnehmenden.“ Und Dr. Jacqueline Leßig-Owlanj, die die Veranstaltung neben Jürgen Sackbrook moderierte, stellte zufrieden fest: „Wir treffen den Nerv der Zeit.“ Fortgesetzt wird die Reihe am 26. Januar mit dem Thema: Was wünscht sich die Politik von der Wissenschaft? Zu Gast ist dann Björn Thümler, Niedersachsens Wissenschaftsminister.

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Im Diskurs mit der Universität und der Region: die Protagonisten des „Forum Clausthal – Wissenschaft mit Verantwortung“. Foto: Ernst

 

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