Gedenken zum 15. Todestag des Kasseler Bürgers Halit Yozgat

Gesellschaft-Migration

Am 6. April 2006 wurde der Kasseler Bürger Halit Yozgat in seinem Internetcafé im Stadtteil Nord‐Holland von der rechtsextremen terroristischen Vereinigung Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) als Opfer einer Mordserie erschossen.

„Dies war ein dunkler und trauriger Tag in der Geschichte unserer Stadt und unseres Rechtsstaates. Wir erinnern auch an seinem 15. Todestag an diese schreckliche hinterhältige Tat. Die Grausamkeit und das Ausmaß an Menschenverachtung, Hass und Gewalt schockieren uns bis heute. Unsere Anteilnahme gilt Halit Yozgats Familie und seinen Freunden“, sagte Oberbürgermeister Christian Geselle anlässlich einer Gedenkfeier auf dem Halitplatz. Die gemeinsame Trauerfeier von Stadt und Familie fand wegen der Corona‐Pandemie in diesem Jahr nur in einem kleinen Kreis statt.

Die NSU‐Verbrechen, die Anschläge in Halle und Hanau und die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke führten erschütternd vor Augen, wohin Hass, Hetze, Rassismus und Extremismus führen könnten, betonte Geselle. Und sie mahnten, konsequent gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit vorzugehen, wachsam zu sein und für die Werte des Rechtsstaates einzustehen. „Diese Anschläge rissen nicht nur geliebte Menschen gewaltsam in den Tod, sie waren auch Angriffe auf unsere Demokratie“, sagte er.

Barbara John: „Ermordet, weil er ein Migrantenkind war.“
Zur Erinnerung an Halit Yozgat und als Zeichen der Anteilnahme wurden Blumengestecke am Gedenkstein auf den nach ihm benannten Halitplatz im Stadtteil Nord‐Holland niedergelegt. „Wir denken heute an Halit Yozgat. Ein junger Mann, der das Leben umarmte. In Kassel geboren und ermordet, weil er ein Migrantenkind war. In der Erinnerung an sein Leben und seinen Tod lebt er mit uns und in uns weiter“, sagte Prof. Barbara John, Ombudsfrau der Bundesregierung für die Hinterbliebenen der NSU‐Opfer.

Türkischer Generalkonsul verurteilt rechtsextremen Terror
Der Generalkonsul der Türkei in Frankfurt, Erdem Tunçer, betonte: „Am 15. Jahrestag der Ermordung von Halit Yozgat durch den NSU verurteilen wir erneut den rechtsextremen und rassistischen Terror aufs Schärfste. Bei dieser Gelegenheit unterstreichen wir erneut die Notwendigkeit, dass der Rassismus und der Rechtsextremismus auf prinzipielle, entschlossene und wirksame Weise bekämpft werden muss. Wir gedenken mit Respekt und Barmherzigkeit allen unseren Mitmenschen, insbesondere dem verstorbenen Halit Yozgat, die wir bei solchen Angriffen verloren haben. “

Ismail Yozgat: „Es sollen nie wieder Halits sterben“
Ismail Yozgat, dankte für den Beistand am Todestag seines Sohnes. „Wenn Allah es erlaubt, werden wir dieses Jahr und die kommenden Jahre des Todestages gedenken. Lassen Sie uns diesen Tag nicht vergessen, damit derartig schmerzhafte Ereignisse nie wieder passieren. Es sollen nie wieder Halits sterben“, sagte er.

Geselle: NSU‐Mordserie markiert dunkles Kapitel unseres Rechtsstaats
Erst 2011, mehr als fünf Jahre nach dem Mord an Halit Yozgat, wurde aufgedeckt, dass ein Netzwerk rechtsextremer Terroristen aus Fremdenhass für diese ungeheuerliche Mordserie, der zehn Menschen in sieben Städten zum Opfer fielen, verantwortlich war. Für die Angehörigen der Mordopfer habe dies eine quälend lange Zeit der Ungewissheit bedeutet. „Viele Opferfamilien sahen sich falschen Verdächtigungen ausgesetzt, was ihnen weiteren Schmerz zufügte“, sagte Oberbürgermeister Geselle. Umso mehr sei es wichtig, die Erinnerung an die NSU‐Verbrechen und die damit verbundenen Geschehnisse wach zu halten. 

Foto (Stadt Kassel): Bei der gemeinsamen Trauerfeier von Stadt und Familie, die wegen der Corona‐Pandemie in diesem Jahr nur in einem kleinen Kreis stattfand (v.l.): Generalkonsul Erdem Tunçer, Prof. Barbara John, Ismail und Ayse Yozgat, Oberbürgermeister Christian Geselle.