Olaf Scholz in Göttingen – die SPD gibt sich kämpferisch

Wahlen 2021

Strahlender Sonnenschein, der Platz vor dem Alten Rathaus leuchtet in rot-weiß. Am Freitag stand an dieser Stelle noch ein aufblasbarer Miethai der Linken, als Dietmar Bartsch einen Wahlkampfstopp in Göttingen abhielt. Heute heißt es: alles ist in der Hand der Göttinger Sozialdemokraten. Denn „Er“ kommt, der Kanzlerkandidat der SPD Olaf Scholz. Er hat die Sozialdemokraten aus dem ewigen Umfragetief heraus geholt und zur umfrageführenden Partei gemacht. Ob zu Recht, davon wollen sich viele Bürger:innen nun selbst überzeugen. Schon lange vor Beginn der Veranstaltung ist der Platz voll, viel Arbeit für die Securityleute. Auch wenn die Abstandsregeln nicht mehr penibel eingehalten werden können, die Maskenpflicht steht und wird akzeptiert. Natürlich ist die gesamte lokale Parteiprominenz versammelt, unterstützt von niedersächsischen Größen. Der Generalsekretär der SPD Lars Klingebiel (Soltau) ist da, der Arbeitsminister Hubertus Heil (Peine) und natürlich Stefan Weil der niedersächsische Ministerpräsident – mittlerweile Stammgast während des Wahlkampfs in Göttingen. Vor einer Menge vor ca. 2000 Zuschauer:innen macht der Generalsekretär das Warm-up. Es gehe in diesem Wahlkampf nicht um Nebensächlichkeiten, sondern um die großen Themen wie z.B. Gesundheit und Bildung, so Klingebiel. Teilen des Zukunftsteams von Armin Laschet stellte er ein schlechtes Zeugnis aus. „Wer hätte gedacht, dass Friedrich Merz mit dem Begriff Zukunft verbunden ist“, dieser Kommentar löste großen Beifall im Publikum aus. In der anschließenden Runde mit dem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Miersch, Arbeitminister Heil und der OB Kandidatin Petra Broistedt wurde schnell deutlich, dass sich die SPD wieder auf ihren alten Markenkern besinnt: Gerechtigkeit, Solidarität und die soziale Frage. Vereinzelte Zwischenrufer erinnerten hier an die Hartz IV Gesetze, die damals von der SPD verantwortet worden sind. Ansonsten war wenig von Störungen zu bemerken, lautstark wurde es allenfalls in den Nebenstraßen. Dann Olaf Scholz. Das Rednerpult gehört heutzutage nicht mehr zu den Standards, freie Rede und Headset vor dem Publikum sind angesagt. Und das kann Scholz. Souverän, klare Ansage und das Werben für Respekt und Miteinander. „Die CDU muss raus aus der Regierung“, deutlicher kann man für den Wechsel nicht werben. Trotzdem wenig Angriffe auf den politischen Gegner und das Werben für gesellschaftlichen Zusammenhalt, das kam an bei den Zuhörer:innen. Keine Frage, die SPD hat einen Lauf zur zeit. Ob sie dieses Momentum auch bei den Kommunalwahlen für sich nutzen kann, wird das nächste Wochenende zeigen. Auch hier tritt der Amtsinhaber nicht mehr an. Die imposante Kulisse am Samstag dürfte der Kandidatin der SPD Petra Broistedt aber Auftrieb gegeben haben. Fazit: die SPD kann Wahlkampf und steht zusammen. Das war in der Vergangenheit nicht immer selbstverständlich. (ue)

Foto: ©Radio Leinewelle (hr)