Künstler der Woche: Nils Frahm – Music For Animals

Sound

Nils Frahm veröffentlicht eine weitere Single aus seinem neuen Album Music For Animals (seinem ersten neuen Studiowerk seit All Melody von 2018 und All Encores von 2019. Die neue Single Lemon Day entfaltet sich in einem gemächlichen, meditativen Tempo und zelebriert Klang, Timbre und Textur, bevor sie sich in einer komplexen, atmosphärischen Spielweise aufbaut. Während der Anfang eine dunkle und nachdenkliche Stimmung offenbart, entwickelt sich die Dynamik zu einem warmen und leichten Vibe.

Mit insgesamt zehn Tracks und einer Spielzeit von über drei Stunden stellt Music For Animals eine ebenso ambitionierte wie auch faszinierende Ausnahme in Frahms bisherigem Schaffen dar: Während der Piano Day-Initiator diesmal komplett auf den Einsatz eines Klaviers verzichtet, bleibt er gleichzeitig seinen stilistischen Markenzeichen treu, die das einflussreiche Werk des Künstlers in den vergangenen beiden Dekaden ausgezeichnet haben. Music For Animals wurde zwischen 2020 und 2022 in Frahms Studio im Berliner Funkhaus aufgenommen und wird als 3CD- und 4LP-Set sowie über alle gängigen Streamingdienste veröffentlicht.

Der Albumtitel Music For Animals stellt einerseits eine ironische Referenz an die Konzeptalben der 1950er Jahre dar – so wie Raymond Scotts Music For Babies – und ist andererseits ein augenzwinkernder Wink in Richtung momentaner Playlist-Gepflogenheiten. „Ich empfinde eine gewisse Frustration über diese aktuell zu beobachtende Funktionalisierung der Musik; all diese Playlisten mit Namen wie Music For Sleeping, Music For Focus, Music For Masturbation“, erklärt Frahm schmunzelnd. „Musik scheint immer nützlich sein zu müssen. Eine sehr kundenorientierte Logik: Der Kunde hat einen gewissen Bedarf, den die Musik abdecken soll. Ansonsten heißt es: You’re fired! Für dieses Album hatte ich keine spezifische Hörergruppe im Kopf und es wurde auch nicht auf einen bestimmten Zweck zugeschnitten. Aber es scheint den Tieren Freude zu bereiten, mit denen ich in den letzten Monaten viel Zeit verbracht habe.“

Mit einer Länge von drei Stunden mag Music For Animals auf den ersten Blick einschüchternd wirken – tatsächlich aber lädt dieses umfangreiche Werk das Publikum ein, so tief in seine Ruhe einzutauchen wie gewünscht und es je nach Bedarf mehr oder weniger aufmerksam zu genießen. Oder wie es Frahm ausdrückt: „Es geht alles auf diesen Wasserfall zurück. Wenn du ihn beobachten willst, dann beobachte ihn. Wenn nicht, dann musst du das auch nicht. Er wird immer derselbe sein, aber eben nie ganz derselbe.“ In der Tat die größte Stärke von Music For Animals: Sofort wiedererkennbar und doch mit nichts zu vergleichen.