Katar – Fußballweltmeisterschaft oder Simulation?

Diskurs & Kritik

Heute am späten Nachmittag wird in Katar die FIFA Fußballweltmeisterschaft eröffnet. Sie unterscheidet sich von allen bisherigen Veranstaltungen. Durch den winterlichen Termin, den Umgang mit den Lohnsklaven auf den Baustellen, die korrupte Vergabepraxis und die Diskriminierung von Geschlecht und sexueller Orientierung. Dies führt zu rigorosen Steuerungs- und Überwachungspraktiken durch die katarischen Offiziellen. 

Zudem es eine ausgeprägte Fußballkultur in Katar nicht gibt. Die weltweit vorherrschende Vereins- und Fankultur ist hier weitgehend unbekannt, bzw. unterentwickelt. Dies führt zu einer künstlichen Entwicklung und daraus Reglementierung der Bedingungen für die Fans bei dieser Fußballweltmeisterschaft.

Man darf sich allerdings nichts vormachen. Das Resultat in Katar ist das Ergebnis jahrelanger weiterer Kommerzialisierungs- und Profitbestrebungen im bezahlten Fußball. Das Fußballmagazin 11 Freunde hat dies in seiner Novemberausgabe gut aufgearbeitet und dokumentiert. „Dieses Turnier findet in dieser Form statt, weil viele Akteure des Weltfußballs daran ein Interesse haben“, so die Autoren. 

Diese Form ist klinisch rein, keine alkoholberauschten Fangruppen, keine Exzesse. Aber wahrscheinlich auch keine Momente für die Ewigkeit, keine Fanerzählungen, keine großen Emotionen. Dies alles geht nur im gemeinsamen Erleben. Dies wird zu einer reinen Simulation einer Weltmeisterschaft führen, gesteuert durch den schier unerschöpflichen Geldfluss der Gastgeber.

Was tun? Boykott ist ein großes Wort, regionale  Positionierung und Stellungnahmen sind wichtig (s. unten), Ignorieren und aktive Diskussion im Freundeskreis notwendig. Das die Fankultur Einfluss nehmen kann, hat die Auseinandersetzung um die Superleague gezeigt. Ansonsten bleibt gerade den europäischen Fußballfans nur die Hoffnung, dass aus dieser Simulation einer Fußballweltmeisterschaft, die Kraft zu etwas neuem entsteht. Ironie des Schicksals ist es, das selbst Sponsoren – siehe Budweiser – nicht mehr sicher sein können, das ihre Interessen berücksichtigt werden. 

Am 10.12. ist der Human Rights Day, der Tag der Menschenrechte. Eine Gelegenheit, sich anlässlich des Viertelfinales zum Thema Katar noch einmal zu Wort zu melden. 

Ulf Engelmayer

www.boycott-qatar.de

www.footballblackout.org