Die Immobilie der ehemaligen Justizvollzugsanstalt Göttingen, Obere-Masch-Straße 9 und Eigentum der Stadt Göttingen, steht weiter im Zentrum der Diskussion. Nachdem sich die TRAFO Hub GmbH zurückgezogen hat, ist wieder offen, wie es mit der ehemaligen JVA am Waageplatz weiter geht. Die Bauverwaltung der Stadt Göttingen schlägt nun eine Konzeptvergabe vor. Sie sieht darin folgende Vorteile: zum einen die Chance auf unterschiedliche konkrete Nutzungskonzepte, zum anderen eine schnellere Realisierung einer Nachnutzung durch direkte Findung einer Investorin, sowie die Offenheit des Verfahrens auch für unkonventionelle Konzepte für eine Spezialimmobilie.
Die GRÜNE Ratsfraktion sieht die Notwendigkeit einer Machbarkeitsstudie für das Gebäude aber nach wie vor als gegeben.
„Eine Konzeptvergabe ist gut gedacht, aber wer reicht ein Konzept ein, ohne die Kenntnis davon zu haben, in welchem Zustand sich die Räumlichkeiten befinden und was darin überhaupt realisiert werden kann? Nur eine Machbarkeitsstudie kann die notwendigen Erkenntnisse liefern. Wir können also gerne Konzepte entgegennehmen, beurteilen und Zusagen erteilen, nehmen aber ohne Machbarkeitsstudie in Kauf, dass Interessent*innen nach Vergabe wieder abspringen. Wir sollten also den zweiten Schritt nicht vor dem ersten gehen.“
Dagmar Sakowsky (GRÜNE), Mitglied im Ausschuss für Bauen, Planung und Grundstücke
„Die Lage am Waageplatz, die Nähe zum Bahnhof und zum neu entstehenden Areal am Weender Tor – die ehemalige JVA ist eine Perle im Quartier“, ergänzt Julian Schlumberger (GRÜNE), ebenfalls Mitglied im Bau-Ausschuss. „Das Gebäude kann zu einem echten sozialen Mittelpunkt in der nördlichen Innenstadt entwickelt werden. Mit Absage der TRAFO Hub GmbH bekräftigen wir daher nochmal unsere Forderung, die JVA im städtischen Eigentum zu halten und Konzepte, die Miet- oder Erbbaumodelle enthalten, ebenfalls zuzulassen. Außerdem vermissen wir nach wie vor ein echte Bürger*innenbeteiligung.“
Heute Nachmittag steht das Thema „Alte JVA“ wieder auf der Agenda des Bauausschusses des Rats der Stadt Göttingen. Der mögliche Verkauf einer städtischen Immobilie in der Nordstadt an einen privaten Investor wird in Teilen der Göttinger Öffentlichkeit kritisch gesehen. Auch ob die Pläne einer Initiative für die Schaffung eines sozialen Zentrums eine Chance auf Realisierung haben, ist weiter unklar. (ue)
Foto: Alte JVA ©Radio Leinewelle