Künstler der Woche: Tré Burt – Traffic Fiction

Album der Woche

Es passiert nicht mehr so oft das eine Platte beim ersten Hören schon kickt. Tré Burts drittes Studioalbum „Traffic Fiction“ gehört dazu. Eine originelle Neuinterpretation von klassischen Soul. Der Titelsong nimmt die Hörer*innen gleich für Burt ein. An mangelndem Selbstbewußtsein mangeld es dem Sänger nicht: I`m a Legend Baby“ heißt es in „Win my Heart“ (s. Video). „Traffic Fiction“ ist der Nachfolger von You, Yeah, You aus dem Jahr 2021, seinem zweiten Album, auf dem Teile seiner Wurzeln und kompositorischen Ambitionen zum Vorschein kamen. Auf „Traffic Fiction“ stehen sie in voller Blüte, vom süßen Country-Soul-Surrealismus des Titeltracks bis zum himmelsstürmenden Rock von „2 For Tha Show“

Um zu dieser neuen Alchemie aus Soul, Dub und mehr als nur ein wenig Punk zu gelangen, kehrte Burt zu den Grundlagen zurück – Selbstaufnahmen in abgeschiedener Stille. Während einer Kanadatournee nahm er sich ein paar Tage Zeit, um in der Ersatzwohnung eines Freundes zu wohnen und zu schreiben, und mietete sich bei Long & McQuade genügend Instrumente, um ein provisorisches Studio für seine GarageBand-Demos einzurichten. Schon bald entstand der Titelsong, dessen mühelose Anziehungskraft durch ein Gedicht, das er über dumme Stadtstaus geschrieben hatte, und ein Stück des Saxophonisten und Sängers Gary Bartz ausgelöst wurde.

Burt erkannte, dass er den Sound für das nächste Album gefunden hatte, also buchte er für neun Tage eine weitere Hütte auf dem Land in Kanada und mietete weitere Gitarren, Bässe und das gleiche Keyboard, das er während der You, Yeah, You-Sessions gekauft hatte. Fast sein ganzes Leben lang hatte Burt sich eingeredet, dass er nicht das Zeug dazu hatte, so zu singen wie die Helden seiner Kindheit aus den Cadillac-Tagen. Aber jetzt, als er seine Demos für seine Ein-Mann-Band aufnahm, bevor er nach Nashville ins The Bomb Shelter zurückkehrte, um mit einer vertrauten Band von Kumpels und dem geschätzten Produzenten Andrija Tokic zu arbeiten, ergossen sich seine Versionen dieser Klänge in umsichtige Liebeslieder und fröhliche Melodien der existenziellen Abrechnung. Sein Großvater lag im Sterben. Die Welt kämpfte mit einer Pandemie und dem Gespenst eines dritten Weltkriegs. Aber Burt erlaubte sich selbst, Spaß zu haben und witzig zu sein, sich von diesen Liedern tragen zu lassen und schließlich vielleicht auch andere. „Traffic Fiction“ wirkt in der Tat wie eine Boje inmitten dieser turbulenten Zeiten, etwas, das uns über die Trümmer zieht. und das ist in heutigen Zeiten nicht unbedingt wenig.

Foto: Credit Mary Ellen Matthews