Das Interdisziplinäre UMG-Labor der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) hat eine hochmoderne Laborstraße in Betrieb genommen, die u.a. die Diagnostik für Krebspatient:innen entscheidend verbessert. Insbesondere Blutanalysen, die eine wichtige Rolle bei der Diagnose und Behandlung von Bluterkrankungen wie Blutkrebs, auch Leukämie genannt, oder bösartigen Tumoren wie Lymphomen spielen, können nun in deutlich kürzerer Zeit durchgeführt werden. Dank der neuen Technologie stehen Blutbilder jetzt in eineinhalb Stunden zur Verfügung – vorher dauerte der gesamte Prozess bis zu vier Stunden. Dies ist ein bedeutender Fortschritt für die Patientenversorgung im Krebszentrum der UMG, insbesondere für Patient*innen, die als Notfall in die UMG kommen. Im Interdisziplinären UMG-Labor werden täglich bis zu 600 Blutanalysen auf diesem System durchgeführt.
Komplette Differenzialdiagnostik unter einem Dach
An der UMG kann die gesamte hämatologische Diagnostik im eigenen Haus durchgeführt werden, ohne dass es zu einem Zeitverlust durch den Versand an externe Labore kommt. Dies wird durch die enge Zusammenarbeit zwischen dem UMG-Labor und dem Speziallabor INDIGHO (Individuelle Genomdiagnostik für Hämatologie und Onkologie) der UMG ermöglicht, in dem zur Diagnostik von Krebserkrankungen das Erbgut untersucht wird.
Durch diese fachübergreifende Kooperation aus UMG und INDIGHO-Labor können wir an der UMG hochspezialisierte Diagnosen und Behandlungen anbieten, die maßgeblich zur Therapieentscheidung beitragen. Auf diese Weise stellen wir eine zuverlässige Versorgung unserer Patient*innen rund um die Uhr sicher
Prof. Dr. Andreas Fischer, Ärztlicher Leiter des UMG-Labors und Direktor des Instituts für Klinische Chemie der UMG
Hochmoderne Technologie für präzise Diagnosen
Mit Hilfe des neuen Hämatologie-Systems laufen jetzt alle wichtigen Laborprozesse automatisiert ab – von der Probenregistrierung über das Ausstreichen und Einfärben der Blutproben auf Objektträgern zur mikroskopischen Beurteilung bis hin zum Fotografieren der Mikroskopiebilder zur Befundung und deren Archivierung. Um die Blutzellen präzise nach Größe und Zellbeschaffenheit zu analysieren, benutzt das neue System modernste Technologien wie Laser- und Fluoreszenzlicht. Die so gewonnenen Daten können von der/ dem MTL (Medizinischer Technologe für Laboranalytik) ausgewertet werden. Auch die Behandlung von Kindern verbessert sich deutlich. Dank des neuen Systems können kleinste Blutmengen im System ausgewertet werden. Ein entscheidender Vorteil bei Neugeborenen und Frühchen.
„Das UMG-Labor freut sich sehr über die neuen Geräte und die damit verbundenen, neuen diagnostischen Möglichkeiten. Sie tragen direkt zur Verbesserung der Versorgung unserer Patientinnen und Patienten bei, denn eine zuverlässige Labordiagnostik bildet die Grundlage für viele medizinische Entscheidungen und Behandlungen. Früher musste die Anzahl der Zellen händisch ausgezählt werden, bevor eine Diagnose gestellt werden konnte, jetzt machen das die hochmodernen Geräte. Das spart uns eine Menge Zeit im hektischen Klinikalltag“, so Prof. Dr. Julie Schanz, Leitende Oberärztin im Interdisziplinären UMG-Labor und Oberärztin in der Klinik für Hämatologie und Medizinische Onkologie der UMG.
Hintergrund: Diagnostik von Bluterkrankungen
Es gibt eine Vielzahl an Bluterkrankungen, die sowohl die Anzahl als auch die Funktion der Blutzellen, der Proteine des Gerinnungssystems oder des Immunsystems beeinflussen. Bei manchen Bluterkrankungen nimmt die Anzahl der Blutzellen ab, bei anderen sind die Proteine in den Blutzellen oder im Blutplasma betroffen. Festgestellt werden diese Erkrankungen häufig durch ein großes Blutbild. Die Untersuchung des Blutes sowie der blutbildenden Organe findet in der Hämatologie statt. Mit Hilfe moderner Technologien wie beispielsweise Laser- und Fluoreszenzlicht können die Blutzellen nach Größe, Anzahl und Zellbeschaffenheit unterschieden werden. Die Ergebnisse geben entscheidende Hinweise auf das Vorliegen, die Prognose und den Verlauf der hämatologischen Erkrankung.
Unser Beitrag mit Interview:
Foto: Die Zellen werden jetzt dank der neuen Technologie automatisch gezählt: Jonas Bohm, Medizinisch-Technischer Assistent im UMG-Labor, zusammen mit Prof. Dr. Andreas Fischer, Ärztlicher Leiter des Interdisziplinären UMG-Labors, und Prof. Dr. Julie Schanz, Leitende Oberärztin im Interdisziplinären UMG-Labor (v.l.n.r.). ©umg/g-ccc, Johann-Jesko Lange