Die Geschäftsführerin der Kunsthaus Göttingen gGmbH, Dr. Dorle Meyer, hat am Montag, 25. November 2024, die Insolvenz für die städtische Tochter angemeldet. Damit zieht sie die Konsequenzen aus der politischen Entscheidung der Ratspolitik der Stadt Göttingen, finanzielle Mittel in Höhe von 200.000 Euro für eine Liquiditätsüberbrückung nicht bereitzustellen.
Die finanzielle Schieflage der städtischen Tochter zeichnete sich seit Wochen ab. Oberbürgermeisterin Petra Broistedt hatte dem Finanzausschuss am 4. November 2024 vorgeschlagen, eine einmalige Zuführung in die Kapitalrücklage in Höhe von 200.000 Euro zu beschließen, um den Liquiditätsengpass zu überbrücken und damit Luft für eine Neuausrichtung des Kunsthauses und die Einwerbung von zusätzlichen Spendenmitteln zu gewinnen.
Dass das Kunsthaus Göttingen Insolvenz anmelden muss, erfüllt mich mit großer Traurigkeit. In den vergangenen Jahren haben wir mit Leidenschaft und Engagement daran gearbeitet, einen Ort in Göttingen zu schaffen, der Kunst und Kultur auf höchstem Niveau zugänglich macht und Menschen inspiriert. Es ist schmerzlich, dass die finanziellen Herausforderungen uns nun zu diesem Schritt zwingen.
Dr. Dorle Meyer, Geschäftsführerin Kunsthaus Göttingen
„Dieser Schritt ist bitter, muss aber nicht das Aus für das Kunsthaus bedeuten“, betont die Oberbürgermeisterin, die zugleich Vorsitzende des Aufsichtsrats der Kunsthaus Göttingen gGmbH ist. Die Stadt arbeite weiterhin intensiv an einer Lösung, um die Zukunft des Hauses zu sichern, so Broistedt. Ziel sei es, auch künftig zeitgenössische Kunst von internationalem Renommee im Kunsthaus auszustellen. Dazu stehe die Stadt im engen Austausch mit dem Verleger Gerhard Steidl, der sich bereit erklärt hatte, Ausstellungen pro bono zu kuratieren. Broistedt betont: „Das Kunsthaus ist Zentrum einer positiven städtebaulichen Entwicklung in der City, durch die das gesamte Kunstquartier belebt wird. Zwischenzeitlich wurden in unmittelbarer Nähe das Literaturhaus, der Jim Dine Pavillon und Ausstellungen in der ehemaligen Buchbinderei Oschmann eröffnet. Das Kunsthaus als Herzstück gilt es zu erhalten – auch vor dem Hintergrund der erfolgten Bundesförderung.“ Das Kunsthaus wurde mit Bundesmitteln in Höhe von 4,5 Millionen Euro unter anderem unter der Bedingung gefördert, dass dort in enger Kooperation mit Gerhard Steidl Kunst von internationaler Bedeutung präsentiert wird.
Die Stadt ist derzeit mit Stakeholdern wie Förderern und dem Freundeskreis des Kunsthauses im engen Austausch, um weiter intensiv an einer Neuausrichtung zu arbeiten.
Foto: Kunsthaus Göttingen ©Radio Leinewelle (ue)