Gestern legten Aktivist*innen des sogenannten Widerstands-Kollektivs Zebrastreifen in mehreren Straßen der Göttinger-Stadtwallübergänge an. Der Wall ist eine sehr beliebte und viel genutzte Spazierrunde um die Innenstadt. Doch Fußgäner*innen haben wie so oft in der Verkehrssituation die schlechtere Position und müssen den Autos an den meisten Straßen, die in die Innenstadt führen, Vorfahrt gewähren. Mehrere Menschen legten nun an den Übergängen der Nikolaistraße, Angerstraße und Groner-Tor-Straße Zebrastreifen an und kennzeichneten diese mittels Schildern. Insbesondere am Groner Tor war dies relevant, da es dort nach der Umgestaltung zwar einen gepflasterten Fußüberweg gibt, der den Anschein erweckt, als könne man einfach darüber gehen, allerdings haben Autos hier nach wie vor Vorfahrt. Da nach der Umgestaltung die Gehweg- und Fahrbahnbereiche nach Sicht des Kollektivs auch nach Fertigstellung der Baumaßnahmen in diesem Frühjahr nicht klar getrennt seien, habe man sich dem nun angenommen und die Verkehrssituation zugunsten der Fußgänger*innen geklärt. Weiter heißt es in einer Erklärung der Gruppe, die bundesweit aktiv ist:
„Diese Selbsthilfeaktion findet im Rahmen einer bundesweiten Zebrastreifen-Initiative des Widerstands-Kollektivs statt. In vielen Städten, u.a. auch in Oldenburg und Hamburg, greifen dieser Tage engagierte Menschen zum Pinsel. Sie malen Zebrastreifen, um die so dringend benötigte klima- und menschenschützende Verkehrswende voranzubringen.
Mehrere Mitglieder des Kollektivs bewerten die Lage wie folgt: Wir brauchen eine Infrastruktur, die Menschen, die mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs sind, eine sichere Mobilität ermöglicht.
Mit unseren Zebrastreifen leisten wir einen konkreten Beitrag, da von politischer Seite keine ausreichenden Maßnahmen umgesetzt werden.
Es sollten endlich die verletzlichsten Verkehrs-Teilnehmenden geschützt und umweltfreundliche Fortbewegung unterstützt werden. Der individuelle Automobilverkehr gilt immer noch als Standard und darf selbstverständlich Raum einnehmen, während Menschen zu Fuß und mit dem Fahrrad an den Rand gedrängt werden. Da ist es kein Wunder, dass die Anzahl der zugelassenen Autos einen Höchststand von über 49 Millionen erreicht hat. Das System muss von den Reifen auf die Füße gestellt werden.
Wir möchten ein gutes Leben für alle, dazu gehört eine lebenswerte Stadt, die für Menschen statt für Autos eingerichtet ist.

Das Widerstands-Kollektiv ist eine Gerechtigkeits-Bewegung, die sich Ende Februar 2025 als eines der beiden Nachfolge-Projekte aus der Letzten Generation gegründet hat. Seit kurzem gibt es nun auch eine Göttinger Ortsgruppe.
Paris könnte nach Angaben der Gruppe ein Vorbild sein, dort sei der individuelle Automobilverkehr durch verkehrspolitische Maßnahmen konsequent zurückgedrängt worden. Dadurch würde nicht nur das Klima geschützt, sondern die Lebensqualität in der Stadt habe sich zudem enorm verbessert.
Fotos: Aktion am 26.06.25